20. November 2016 | Same procedure as every two years: Der Lions Club Neunkirchen-Seelscheid hatte zum Ökumenischen Konzert geladen und auch wir sind gekommen. Sehr gern sogar, denn in diesem Jahr wird der Erlös aus dem Konzert in St. Margareta der Neunkirchen-Seelscheider Tafel zugutekommen.
So hatten wir die Freude, ein weiteres Mal mit dem Blechbläserquintett des Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg und dem Kirchenchor Sankt Cäcilia – wie wir St. Margareta zugehörig – zu musizieren. Neu im Bunde war das Vokalensemble Seelscheid. Ökumenisch eingerahmt von den Worten von Pfarrer Martin Wierling als „Hausherr“ und Pfarrerin Angela Scharf, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen, und unter fachkundiger, engagierter Moderation von Oberst Dr. Schramm durften wir Teil eines wunderschönen, festlichen Programms mit hohem musikalischen Anspruch sein.
Unter den Titeln des Bläserquintetts befanden sich unter anderem die mitreißend gespielte Suite aus der Westside Story, aber auch „You raise me up“ – ein zeitgenössischer Gospel, den wir beim Lions-Konzert vor zwei Jahren gesungen hatten. Es scheint gefallen, zumindest inspiriert zu haben;-) Die Missa Santa Cecilia im Arrangement von Oberst Schramm, gesungen vom Kirchenchor, begleitet vom Bläserquintett, war ein Hörgenuss. Und auch das Vokalensemble bot feinste Sangeskunst.
Wir hatten uns – bei nur zehn Minuten Auftrittszeit eine schwierige Aufgabe – für einen kleinen feinen Querschnitt entschieden, der die Vielfältigkeit des Gospels aufzeigen sollte. „Will the circle be unbroken“, exemplarisch für den Modern Gospel, rhythmisch-flott, mit Gitarre, Kongas, mehreren Soloparts, viel Abwechslung. Dann mit dem a capella-Titel „Dry bones“, ein alter, fast vergessener Spiritual. Schließlich ein zeitgenössischer Worshipsong, „Bless the Lord – 10.000 reasons“, dem Linda, die Tochter unserer Dirigentin Ulrike Bennett, mit einfühlsamem Geigenspiel das Glanzlicht aufsetzte.
Unsere gesangliche Herausforderung war „Dry bones“, also etwa „vertrocknete Knochen“. Der Text dieses Spirituals lehnt sich an das Alte Testament an, genauer: an das Buch Ezechiel. Dort heißt es, der Prophet Ezechiel sei in seinem Traum in ein Tal gekommen, das über und über mit Knochen bedeckt war. Der Herr trug Ezechiel auf, er solle über die Toten „das Wort des Herrn“ ausrufen – the word of the Lord – und die Gebeine auffordern, sich wieder zusammenzufügen und lebendig zu werden. Das Knochenfeld steht für das Volk der Israeliten, das sich damals in babylonischer Gefangenschaft befand und in seiner Hoffnungslosigkeit „wie tot“ war. Mit seiner Vision gab Ezechiel also Hoffnung auf ein neues Leben und damit auf die Rückkehr nach Israel. Soweit die Geschichte.
Worin jetzt die Herausforderung besteht? Es werden jede Menge Knochen aufgezählt, nicht alle 200, die der Mensch hat, aber immerhin 12 – so viele, wie es Stämme Israels gab. Und zwar einmal von toe bis head hinauf und dann wieder hinunter – und das Ganze, bitteschön, chromatisch und dreistimmig. Hier ist Ankommen – oben oder unten – nicht alles; es sollte schon auch unterwegs harmonieren. Aber das viele Üben und die berüchtigte Diamantfeile unserer Dirigentin haben sich ausgezahlt. Es gelang uns, die Vision des Ezechiel stimmig in allen Halbtönen zu erzählen und unsere – trotz des überwiegend nicht mehr ganz jungen Lebensalters – zumindest an diesem Tag ganz und gar nicht trockenen Knochen dazu auch noch in einer kleinen Choreographie zu bewegen. An dieser Stelle sei ausnahmsweise einmal Eigenlob gestattet.
Schließlich ist vom gemeinsamen Abschluss des Konzertes zu berichten, bei dem Bläserquintett, Kirchenchor, Vokalensemble und Sound‘n’Spirit mit zusammen mehr als 80 Sängerinnen und Sängern unter anderem „Jesus bleibet meine Freude“ von Johann Sebastian Bach zu Gehör brachten. Unsere Stimmen eingebettet in den Klang ehrwürdiger Harmonien und so vieler anderer Stimmen: eine große Freude. Wir hoffen, dass mit dem Erlös aus dem Konzert diese Freude auch die Menschen erreicht, die zur Tafel kommen.
Exkurs: Wahrlich verdient hat sich unsere Dirigentin Ulrike Bennett den hölzernen Löwen, den der Vorsitzende des Lions Clubs Neunkirchen-Seelscheid den Dirigenten der Chöre zum Dank überreichte. Freilich fragt sich der Insider, ob artgerechte Haltung auch in einem Wohnhaus in der Kölner Innenstadt sichergestellt ist. Und ob ein Stofflöwe mit Augenklappe und ein Holzlöwe Freund oder doch eher Feind sind. Und schließlich: Welche Auswirkungen haben im statistischen Mittel Holzlöwen auf die Überlebenschance von Hauskaninchen? Oder umgekehrt.